Als Weihnachten 1957 die ersten Gottesdienste in St. Maria Königin gefeiert werden konnten, gab es nur ein Harmonium, das den Gemeindegesang unterstützen konnte. Mit diesem Provisorium war man erst einmal zufrieden, hatte man doch das Ziel einer eigenen Kirche erreicht. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass im Kirchenraum eigentlich für eine Orgel gar kein Platz reserviert worden war. Als sich dann Anfang der 1960er Jahre ein Stifterehepaar fand für eine richtige Orgel, war es der Orgelbaumeister Carl Dasbach aus Hoppeke im Kreis Brilon, der eine Möglichkeit fand für eine Orgelplatzierung. Er öffnete die Deckenverkleidung der Kirche zum Speicher über dem Sakristeitrakt. Hier war es ihm möglich, eine pneumatisch gesteuerte Kegellade hängend zu platzieren und zwei weitere Kegelladen auf den Dachboden zu stellen. Auch alle weiteren technischen Einrichtungen fanden dort die Aufstellung. Der Spieltisch wurde ebenerdig neben dem Seitenaltar platziert. Diese erste Orgel hatte folgende Disposition:
Hauptwerk (Manual 1) Tonumfang C – f’’’
Geigenprinzipal 8´
Salizional 8´
Traversflöte 4´
Prinzipal 2´
Positiv (Manual 2) Tonumfang C – f’’’
Gedeckt 8´
Rohrflöte 4´
Waldflöte 2`
Pedal Tonumfang C-d´
Subbass 16´
Choralbaß 4´
Nachdem Karl Dasbach Anfang der 80er Jahre verstarb, übernahm der Orgelbaumeister Lothar Simon aus Borgentreich-Muddenhagen die Betreuung der Orgel. Da die pneumatische Traktur immer mehr Aussetzer zeigte, generalreinigte Simon 1986 die Orgel und baute die pneumatische Traktur und den Spieltisch in elektromagnetische Ton- und Registertraktur um.
Zum Ende der 1990er Jahre zeigten sich neue Mängel. Ein undichtes Dach, schlechte Isolierung des Dachbodens und schließlich Schieferstaub bei der Dacherneuerung, setzten dem handwerklich gut gebauten Instrument Dasbachs zu. Nach Behebung des mangelhaften Daches konnte das heutige Instrument entstehen.
Orgelbaumeister Bernd Simon, der Sohn von Lothar Simon bekam schließlich den Auftrag nach Vorgaben des Orgelsachverständigen die nötigen Um- und Neueinbauten zu planen und dann auch umzusetzen.
Manual- und Pedalumfang ist beibehalten worden, das Pedal jedoch erneuert.
Die Windladen wurden gänzlich erneuert. Heute hat die Orgel Schleifladen. Das Positiv wanderte aus dem Dachboden heraus in den Kirchenraum. Simon baute eine sogenannte durchschobene Schleiflade, d.h., platzsparend haben Hauptwerk und Positiv eine gemeinsame Grundplatte. Diese Lade hängt vor dem Speicherausschnitt.
Auch die Balganlage wurde erneuert. Für die Klangentwicklung erhielt die Orgel jetzt ein Eichengehäuse und einen neuen Prospekt (Entwurf Bernd Simon). Geometrische Formen des vorgegebenen Kirchenraumes wurden dabei in die Formgebung integriert. Alle Holzteile wurden aus massivem, mindestens 15 Jahre abgelagertem Eichenholz gefertigt.
Man entschloss sich bei dieser Umbauarbeit, die Registeranzahl zu erweitern. War man bei der alten Orgel nur auf eine Oktavkoppel angewiesen, um die Kräftigkeit des Klangs zu steigern, wurden einige Register hinzugefügt, die eine größere Variation in Klang und Lautstärke ermöglichen. Das übernommene Pfeifenmaterial wurde gereinigt und überarbeitet. Ebenso der Originalspieltisch. Mit dem heutigen Instrument besitzt die Kirche St. Maria Königin ein gelungenes Stück Orgelbaukunst.
Der Klangcharakter orientiert sich am ersten Instrument und ist auf den Kirchenraum wirkungsvoll abgestimmt. Ein harmonisches, aber zugleich abwechslungsreiches Klangbild wurde geschaffen. Die Disposition setzt sich heute so zusammen:
Hauptwerk (Manual 1)
Prinzipal 8´(neu)
Traversflöte 8´(alte Traversflöte 4´erweitert)
Salizional 8´(alt, teilt sich mit Traversflöte untere Oktave)
Oktave 4´ (neu)
Prinzipal 2`(neu, Vorabzug aus Mixtur)
Mixtur 2fach (neu)
Positiv
Gedackt 8´ (Neu)
Rohrflöte 4´( alt, einzelne Pfeifen erneuert)
Nasard 2 2/3´(neu)
Waldflöte 2´ (alt)
Terz 1 3/5´(neu)
Pedal
Subbaß 16´(alt, 2 Pfeifen neu)
Oktavbaß 8´(neu, teilweise Transmission aus Subbaß)
Michael Hesse