In den Jahren 1959/1960 erbaute die Orgelbaufirma Herbert Kruse aus Lohne im Oldenburger Land die heutige Orgel in St. Anna Belmicke. Kruse entwarf den Prospekt und auch die Disposition. Er zeichnet auch für die Intonation der Pfeifen verantwortlich. Die Orgel besitzt 14 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal.
Hauptwerk (I. Manual) im Tonumfang C-g´´´
Prinzipal 8´
Bleigedeckt 8´
Oktave 4´
Blockflöte 2´
Mixtur 3f 1 1/3´
Schwellwerk (II. Manual ) im Tonumfang C-g´´
Rohrflöte 8´
Salicional 8´
Gedecktflöte 4´
Prinzipal 2´
Zimbel 3f
Krummhorn 8´
Pedal´ im Tonumfang C-f´
Subbaß 16´
Prinzipal 8´
Quintade 4´
Die Windlade konstruierte Kruse als Taschenlade. Die Windladen hängen als Schwalbennest an der Westwand auf der Empore der Kirche. Kruse verzichtet dabei gänzlich auf ein Orgelgehäuse. Das Schwellwerk positioniert der Erbauer an der Rückwand der Kirche und baut die Schwellwerkslamellen nicht wie üblich vorne in den Schwellwerkskasten, sondern in den Deckel. Auf Grund der Positionierung der Orgel und um Platz auf der Empore zu sparen, führte der Orgelbauer die Registertraktur und auch die Tontraktur elektrisch aus. Die obligatorischen Koppeln (Man.II an I, Man. I an P, Man.II an P) sind ebenso über elektrische Wippenschalter oberhalb der Manuale schaltbar. Die Orgel verfügt als Spielhilfen über eine freie Kombination, eine Crescendowalze und den Tuttischalter, sowie einen Einzelabsteller für das Krummhorn 8´.
Nach über 40 Jahren führte die Orgelbaufirma Lothar Simon & Sohn aus Borgentreich/Muddenhagen 2002 eine grundlegende Reinigung und Instandsetzung durch.
Die Kruse Orgel löste 1960 eine Vorgängerorgel ab, die zuvor schon in der Vorgängerkirche der heutigen St. Anna-Kirche gestanden hatte. Diese Vorgängerorgel wurde 1877 von Daniel Roetzel (1830-1917), der aus der Orgelbauerfamilie Christian Roetzel in Alpe stammte, gebaut. Es war wohl seine letzte eigene Orgel in einer Kirche, weil sich für eine kleine Orgelbaufirma im Oberbergischen keine Aufträge mehr ergaben, und er sich auf die Instandhaltung von Orgeln konzentrierte. Diese Roetzel-Orgel wurde dann 1897 in die jetzige Kirche umgesetzt und tat dort ihren Dienst. Nach dem 2. Weltkrieg, der auch an der Belmicker Kirche und der Orgel darin durch Granattreffern nicht spurlos vorrüberging, setzte man das Instrument, das folgende Disposition auf nur einem Manual hatte, nochmals in Stand.
Prinzipal 8´
Gedakt 8´
Violadigamba 8´
Octave 4´
Flöten 4´
Octave 4´
Cornett
Eventuell wurden bei dieser letzten Instandsetzung auch beschädigte Register getauscht. Letztlich folgte aber zum Ende der 1950er Jahre die Entscheidung nicht die Roetzel-Orgel zu erweitern, sondern eine neue Orgel, eben die oben vorgestellte Kruse-Orgel anzuschaffen. Die Windlade der Roetzel-Orgel ist wohl durch Prof. Zimmermann, Domorganist in Köln, nach Köln geholt worden und durch die Fa. Orgelbau Seifert, mit dem dazugehörigen Pfeifenmaterial in der heutige Orgel der Marienkapelle im Kölner Dom mit verbaut worden.
Michael Hesse