Die Geschichte der Orgel in St. Franziskus reicht bis in die Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zuück. Die Vorgängerorgel des jetzigen Instrumentes wurde 1929 von der Firma Speith (Rietberg) in die Vorgängerkirche des jetzigen Kirchengebäudes eingebaut. Diese Orgel hatte 26 Register, verteilt auf Hauptwerk, Schwellwerk und Pedal.
In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kam der Wunsch auf, die Gummersbacher Orgel umzubauen und auf der Empore vorzuziehen. Doch erst, als die Orgel in der Christmette 1967 versagte, wurden die dazu notwendigen Arbeiten in Angriff genommen. Bei der Prüfung der Statik der Empore stellte sich heraus, dass die gesamte Kirche baufällig war. Sie wurde 1973 mit Ausnahme des Turms abgerissen. Am 13.12.1975 erfolgte die Weihe der neuen Franziskuskirche durch Kardinal Höffner.
Auch die neue Orgel mit 24 Registern und mechanischer Spieltraktur wurde von der Firma Speith erbaut. Die Weihe erfolgte am 07.04.1979. Den Prospekt entwarf der Architekt der Kirche, H. F. Hoffmann. Die ungewöhnliche Bauweise ist an die Kaskaden der Kirchendecke angepasst. 1997 wurde im Rahmen einer Reinigung das Oberton 4/9’+4/7′ gegen ein Carillon 1 3/5’+1′ ausgetauscht und die Posaune, die aus der alten Orgel stammte, durch eine Posaune in voller Länge ersetzt.
Am 07.11.2018 wurde im Schwellwerk der Orgel ein Feuer gelegt. Dies hat große Betroffenheit ausgelöst, zumal die Orgel gerade gereinigt und die Elektrik erneuert worden war. Obwohl das Feuer schnell gelöscht wurde, gab es sehr große Schäden. Das Schwellwerk war komplett unbrauchbar und große Teile der Traktur beschädigt. Auch die gerade erneuerte Elektrik war nicht mehr verwendbar.
Schon lange gab es Überlegungen, die Orgel in St. Franziskus umzubauen und zu erweitern. Die Positionierung des Spieltischs direkt vor dem Schweller erlaubte es dem Organisten nicht, den Klang der Orgel zu kontrollieren. Auch die Chorleitung vom Spieltisch aus war sehr problematisch. Hinzu kam der Wunsch nach zusätzlichen Registern.
Diese Überlegungen konnten im Zusammenhang mit der Reparatur der Orgel verwirklicht werden. Die mechanische Traktur wurde durch eine elektrische Traktur ersetzt und dadurch der nötige Platz für drei zusätzliche Register geschaffen. Außerdem ermöglichte diese Umbaumaßnahme einen freistehenden fahrbaren Spieltisch. Die Wände des Schwellwerks wurden verstärkt und die Schwellklappen an die Seitenwände verlegt. So kann der Organist den Klang der Orgel am Spieltisch kontrollieren und auch von dort aus einen Chor leiten.
Die Weihe der umgebauten und erweiterten Orgel erfolgte am 12.09.2021 durch Pfarrer Christoph Bersch. Die Festpredigt hielt Pfarrer Peter Seul (Köln).
Ein herzliches Dankeschön geht an Orgelbaumeister Ralf Müller, den Inhaber der Firma Speith, der sich mit vielen guten Vorschlägen einbrachte und auch die Ideen und Anregungen des Organistenteams unseres Seelsorgebereichs berücksichtigte. Unser Dank gilt auch dem Orgelsachverständigen des Erzbistums, Herrn Eckard Isenberg, dessen fachliche Kompetenz für uns unverzichtbar war. Ein besonderer Dank geht an alle, die sich für die Finanzierung des Umbaus und der Erweiterung unserer Orgel eingesetzt haben, sei es als Spenderinnen und Spender, bei diversen Spendenaktionen, als Musiker bei Benefizkonzerten oder als Organisatoren der Spendenaktionen. Ohne Sie wäre dieses große Projekt nicht möglich gewesen.
Erbauer: Firma Speith, Rietberg
Baujahr: 1974 unter Verwendung des Pfeifenmaterials der Vorgängerorgel von 1929, 2020 Erweiterung nach Orgelbrand
Größe: 27 Register, 2 Manuale und Pedal
Koppeln: Normalkoppeln, Subkoppel Schwellwerk
Tontraktur: elektrisch
Registertraktur: elektrisch
Windladen: Schleifladen
Disposition:
Hauptwerk:
Bordun 16′ (1929)
Principal 8′ (1978)
Offenflöte 8′ (1929)
Octave 4′ (1929)
Gemshorn 4′ (1929)
Octave 2′ (1929)
Sesquialter 2fach (1978)
Mixtur 4fach 1 1/3′ (1978)
Trompete 8′ (1929)
Tremulant
Schwellwerk:
Geigenprincipal 8′ (2020)
Salicional 8′ (2020)
Bordun 8′ (2020)
Vox coelestis ab c° 8′ (2020)
Violine 4′ (2020)
Traversflöte 4′ (2020)
Nasard 2 2/3′ (2020)
Piccolo 2′ (2020)
Terz 1 3/5′ (2020)
Mixtur 4fach 2′ (2020)
Trompette harmonique 8′ (2020)
Oboe 8′ (2020)
Tremulant
Pedal:
Subbass 16′ (1929)
Prinzipalbass 8′ (1978)
Cello 8′ (2020)
Gedacktbass 8′ (1929)
Piffero 4’+2′ (1929)
Posaune 16′ (1997)
„Was lange währt, wird endlich gut!“ Dieses Sprichwort trifft auch auf die Reparatur unserer Orgel in St. Franziskus zu. Nach dem Brand der Orgel am 07.11.2018 sollte das Instrument so schnell wie möglich wieder erklingen. Allerdings gab es schon vor fast 20 Jahren Überlegungen, die Orgel in St. Franziskus umzubauen und zu erweitern. Dieses Projekt wurde in Zusammmenarbeit mit der Erbauerfirma Speith (Rietberg) in Angriff genommen.
Ein Umbau erfordert einen weit größeren zeitlichen und finanziellen Aufwand als eine Reparatur. Inzwischen sind alle Planungen erfolgt und die notwendigen Genehmigungen vorhanden. Auch die Finanzierung ist gesichert. Die Arbeiten konnten also in Angriff genommen werden.
Als Erstes wurde die Orgel auseinandergebaut. Die Einzelteile kamen zum Reinigen in die Werkstatt der Firma Speith. Das Gehäuse wurde mit einem Grundierungsanstrich versehen. Es handelt sich also noch nicht um die endgültige Farbe.
Beim Bau einer Orgel ist ein großer Teil der Arbeiten nicht sichtbar, da er in der Werkstatt des Orgelbauers oder in der Orgel selbst erfolgt. Unser Orgelbaumeister Ralf Müller stellt dankenswerterweise Bilder zur Verfügung, die den Fortgang der Arbeiten veranschaulichen.
Hier sehen Sie den neuen Spieltisch unserer Orgel im Rohbau. Deutlich zu erkennen sind unten die Öffnung für die Pedaltasten und oben der Platz für die Manualtasten (über den Schraubzwingen).
Vor dem Bau einer Orgel werden verschiedene Zeichnungen angefertigt. Hier sehen Sie die Auslegung der Pfeifenmensuren. Mit der Länge der Pfeifen ändert sich auch der Durchmesser und damit der Platzbedarf. Er muss vor dem Bau der Windlade, auf der die Pfeifen stehen, berechnet werden.
Auf diesem Bild können Sie den Aufbau einer Schleiflade sehr gut erkennen. Rechts liegt der Pfeifenstock, auf dem die Pfeifen aufgebaut werden. Links sehen Sie die Schleife, die gezogen wird, wenn die Töne eines Registers erklingen sollen. In der Mitte sind die Löcher zur Windlade, aus der die Luft bei gezogener Schleife und angeschlagenem Ton in die Pfeife strömt.
Hier sehen Sie die Pfeifenrohlinge des Bordun 8′ und an der Seite die dazu passenden Deckel. Der Orgelbauer versieht sie an den angezeichteten Stellen mit einem Spalt (Aufschnitt) und – je nach Register – an den Seiten mit Bärten, wie Sie auf dem nächsten Foto erkennen können.
Der Spieltisch hat inzwischen Farbe bekommen. Gut sichtbar sind die beiden unterschiedlichen Rottöne, die auch für das Gehäuse verwendet werden. Ein Vergleich mit dem ersten Bild des vorherigen Berichtes zeigt weitere Fortschritte. Die Tasten sind eingebaut. Die heraushängenden Kabel gehören zur Setzerkombination, mit der der Organist verschiedene Register (Klangfarben) voreinstellen kann.
Auf diesem Foto ist ein Blasebalg im Bau zu sehen. Die Blasebälge sind sozusagen die Lungenflügel der Orgel. Hier wird der Orgelwind auf den nötigen Druck gebracht. Die runden Ausschnitte (rechts oben ) werden an flexible Rohre, die Windkanäle, angeschlossen, die den Wind in die Windladen weiterleiten. Erzeugt wird der Orgelwird durch ein Motorgebläse. Um die Windmenge regulieren zu können, liegt zwischen Gebläse und Balg die Winddrossel. Ein Teil dieser Drossel bilden Schlitze (vorne im Bild).
Dies ist ein Detail des vorherigen Bildes und zeigt die Winddrossel mit den Schlitzen. Auf der Rolle ist eine Folie aufgewickelt, die mit Hilfe einer Schnur, die in der Mitte der Rolle angebracht wird, vor die Schlitze gerollt werden kann. Dadurch kann die Windzufuhr reguliert werden. So steht immer die richtige Windmenge zur Verfügung.
Hier sind die Spielventile bereits an der Windlade befestigt. Vor dem Einbau wird die Windlade gedreht, sodass sich die Ventile unterhalb der Lade befinden.