Liebe Gemeindemitglieder!
Nach wie vor erschüttert uns zutiefst der andauernde grausame Krieg in der Ukraine. Die Bilder aus den Nachrichten gehen uns nicht aus dem Kopf. Viele, vor allem Frauen und Kinder, die fliehen mussten, sind auch in unseren oberbergischen Städten und Dörfern angekommen. Sie müssen all das verarbeiten, was sie erlebt haben. Müssen sich hier zurechtfinden, die Sprache lernen, Beziehungen aufbauen, für die täglichen Lebensgrundlagen sorgen.
Was dieser von der russischen Machtclique um Putin begonnene Krieg – aber auch viele andere Kriege, bis hin in die familiären und nachbarschaftlichen Kleinkriege – in den Herzen der Menschen anrichtet, hat vor kurzem Papst Franziskus so beschrieben:
„Wir verraten die Träume der Völker vom Frieden… Wir sind an Gier erkrankt, wir haben uns in nationalistischen Interessen verschlossen, wir haben zugelassen, dass Gleichgültigkeit und Egoismus uns lähmen. Wir haben Gott nicht beachtet, wir haben es vorgezogen, mit unseren Lügen zu leben, Aggressionen zu nähren, Leben zu unterdrücken und Waffen zu horten.“
Eine schonungslose Analyse, die zugleich viel mehr ist als eine Anklage. Die Botschaft unseres Glaubens lehrt uns, die Wahrheit zu benennen, uns nicht mit Halbheiten und Lügen zufrieden zu geben. Sie erinnert uns aber auch daran, dass wir bei uns selbst anfangen. Gibt es Gier und Gleichgültigkeit, Egoismus und Aggressionen in meinem Leben? Wo kann ich damit beginnen, Wege des Friedens zu gehen, eine Kultur der Versöhnung zu pflegen, mit offenen Händen und Herzen den Mitmenschen zu begegnen?
Das biblische Bild dazu ist, gerade an diesem Sonntag, der Gute Hirte. Einer, der sich kümmert und liebevoll sorgt. Der niemanden aufgibt. Der für Zusammenhalt und Einheit sorgt, für Gerechtigkeit – und sich dabei gerade den Blick für die Schwächeren bewahrt. Hirten: das sind nicht nur Bischöfe und Priester. Das sind alle, die in einer Welt voller Gewalt für Frieden eintreten. Denn wir sind, vor allen individuellen Unterschieden, an erster Stelle gemeinsam Kinder des einen Gottes!
Einen gesegneten Sonntag und eine frohe vierte Osterwoche wünscht im Namen des ganzen Pastoralteams
Ihr und Euer Pastor Christoph Bersch