Liebe Schwestern und Brüder,
im Hebräerbrief wird Abraham als Vorbild im Glauben vorgestellt. Durch den Glauben und die darin ruhende Hoffnung auf Gott hat sich Abraham mutig aufgemacht zum verheißenen Land und ist Stammvater geworden von Nachkommen, die so zahlreich sind wie die Sterne am Himmel oder der Sand am Meer. In den letzten etwa zweitausend Jahren hat es immer wieder Christen gegeben – heilige Frauen und Männer -, deren Glaube ähnlich stark war wie der des Abraham. Sie haben Wunderbares gewirkt auf der Basis ihres Glaubens.
Ob wir es wollen oder nicht: wir stehen in der Tradition eines zweitausendjährigen Christentums, wir stehen im Strom der Zeit in einem Erbe, zu dem wir uns – absichtlich oder auch nicht – immer irgendwie verhalten. Das ist wichtig in einer Zeit der Kirchenkrise und der Glaubenskrise. Wir können dieses Erbe annehmen, aufbewahren, ehren und in unser Leben integrieren, indem wir uns bewusst von Gott ansprechen lassen und unser Leben als Antwort auf seinen „An-Spruch“ gestalten, als eine Antwort auf die Zusage seiner Liebe.
Wir können auch mit Gott ringen, wie es oft der Psalmist tut. Wenigstens setzt man sich dann mit Gott auseinander. Wir können aber auch Gottes Wort, unsere Tradition, das Erbe, in dem wir stehen, seine Zusage der Liebe ignorieren. Das ist gar nicht so selten; die Ablenkungen des Alltags, der Frust über immer neue Kirchenskandale oder auch reine Gleichgültigkeit führen dazu, dass man sich die wichtigste Frage nicht mehr stellt: ist dieser Gott derjenige, der meinem Leben Sinn gibt und es im Letzten trägt? Oder: ist es wirklich wahr, dass er auch mich unendlich liebt?
Vielleicht brauchen wir eine neue Wachsamkeit für die entscheidenden Fragen. Wie ist das bei Ihnen?
Herzliche Grüße auch im Namen des Seelsorgeteams,
Ihr Norbert Huthmacher, Diakon