Liebe Mitchristinnen und Mitchristen,
im Evangelium vom heutigen Tag (Mk 1, 29-39) hören wir davon, dass Jesus die Kranken heilte und Dämonen austrieb. Wie aktuell ist das doch! Es gibt nichts, was wir uns sehnlicher wünschen, als dass in der Corona-Krise Heilung und Schutz vor Infektion möglich ist. Das Virus scheint die ganze Welt im Atem zu halten. Es ist gewiss eine große Gefahr, der wir uns zuversichtlich, aber nicht leichtfertig stellen müssen. Beten wir darum, dass die Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte durchhalten und dass die medizinische Forschung zum Wohl der Menschen voranschreitet.
Aber auch unsere Solidarität und Vernunft, Bereitschaft zum Verzicht und dennoch Kreativität beim Halten von Kontakten auf Distanz sind gefragt, um niemanden aus den Augen zu verlieren. Wir Christinnen und Christen können und sollen unseren Teil betragen. Kennen Sie jemanden, der sich über einen Anruf freuen würde, oder die Hilfe beim Einkaufen oder bei der Haushaltsführung benötigt, aber momentan niemanden hat? Kennen Sie Menschen, die unter der Einsamkeit leiden und sich über einen „Besuch am Fenster“ freuen? Oder können wir Gastronomie und Einzelhandel unterstützen, indem wir telefonisch oder online bei ihnen bestellen, statt bequem die großen Online-Händler anzufragen? Viele kleine Maßnahmen können neben den erforderlichen staatlichen Hilfen einen Beitrag leisten, die Krise zu überwinden.
Aber es geht im Evangelium auch um Dämonen, dunkle Kräfte, die das Leben der Menschen belasten. Damit werden keine Verschwörungstheorien bedient! Es geht eher dabei um psychische Belastungen und um „das unfassbar Böse“ in uns. Auch darum hat Jesus sich gekümmert. Der Missbrauchsskandal, der uns in der Kirche seit Jahren bedrückt, und der unglückliche Umgang mit dessen Aufarbeitung in unserem Erzbistum verärgern viele Menschen und lassen dunkle Gedanken aufkommen. Das ist verständlich.
Auch hier bietet Jesus an, uns davon zu befreien, nicht indem das Problem ignoriert wird, sondern indem im Geist der Wahrheit und der Hinwendung zu unseren Schwächen von IHM her Heilung kommt. Wir müssen nur wie Paulus handeln und – wie er es in der heutigen Lesung an die Korinther sagt (1 Kor 9, 16-19, 22-23) – selbst, „auf unser Recht verzichten um des Evangeliums willen“.
„Den Schwachen ein Schwacher“ werden heißt heute, zu unseren Fehlern zu stehen und die Konsequenzen auf uns zu nehmen, um möglichst viele zu gewinnen. Vertrauen wir auf Gott, denn „er heilt die gebrochenen Herzen und verbindet ihre schmerzlichen Wunden“ (Ps 147). Die Lesungen des heutigen Tages bieten uns eine „Blaupause“, eine Orientierung für unseren Alltag. Ich wünsche uns und unserer Kirche den Mut, das Wort Gottes heute zu leben.
Herzliche Grüße auch im Namen des ganzen Pastoralteams
Ihr Diakon Rolf Faymonville